Q&A: Steven Keddie von GS1 über die Umstellung auf 2D-Barcodes

Von besserer Kundenbindung bis hin zu detaillierterem Bestandsmanagement – der Übergang zu 2D-Barcodes eröffnet eine vielversprechende Zukunft

Steven Keddie, Senior Director für GS1-Standards und das GS1-Portfolio für automatische Identifikations- und Datenerfassungstechnologien

Der vertraute 1D-Barcode, den wir seit Jahrzehnten kennen, wird auf die nächste Generation von 2D-Barcodes umgestellt, wie in unserem Beitrag „2D-Strichcodes: Die Zukunft für Lieferketten und Einzelhandel?“ beschrieben. Dieser Übergang wird spannende neue Anwendungsfälle erschließen und dringend benötigte Verbesserungen bei der Effizienz der Lieferkette und der Rückverfolgbarkeit bringen. Im Mittelpunkt des Ganzen steht GS1, die globale Standardisierungsorganisation für Barcodes und Verwalter des Universal Product Code (UPC) Barcodes.

Matthews Marking Systems sprach mit Steven Keddie, Senior Director für GS1-Standards und das GS1-Portfolio für automatische Identifikations- und Datenerfassungstechnologien, um mehr über die bevorstehende Umstellung des Einzelhandels auf 2D-Barcodes und die neuesten Entwicklungen bei Barcode-Standards zu erfahren. Lesen Sie hier, was mit der Umstellung auf 2D-Strichcodes auf Sie zukommt und wie sich die Umstellung auf Ihre Kennzeichnungsverfahren auswirken wird.

Was ist Sunrise 2027 und warum geht GS1 vom traditionellen Barcode zu 2D-Barcodes und GS1 Digital Link URI über?

Verbraucher, Markeninhaber, Einzelhändler und Aufsichtsbehörden: Alle wollen mehr über Produkte wissen. Und deshalb sucht jeder nach besseren Möglichkeiten, durch Scannen eines Codes auf der Verpackung Informationen über ein Produkt abzurufen.

Die meisten Barcodes liefern heute allerdings nur eine sehr begrenzte Menge an Informationen. Herkömmliche Strichcodes werden in der Regel von Unternehmen und Organisationen gescannt, um Informationen aus der Lieferkette für Geschäftssysteme abzurufen. Herkömmliche QR-Codes hingegen werden in der Regel von Verbrauchern gescannt, um auf eine Webseite mit Produktinformationen zuzugreifen. Die GS1 Digital Link URI-Syntax, die in einen zweidimensionalen Barcode eingebettet ist, ermöglicht sowohl den Verbrauchern als auch den Akteuren in der Lieferkette den Zugriff auf unbegrenzte, von der Marke autorisierte Daten über Produkte und unterstützt gleichzeitig POS-Transaktionen.

In einem 2D-Strichcode enthaltene Informationen

Die Maßnahmen zur Etablierung des neuen Matrixcodes, der wesentlich mehr Informationen enthält als der herkömmliche 1D-Strichcode, werden unter der Initiative Sunrise 2027 gebündelt.

Welche Fortschritte wurden in der Branche im vergangenen Jahr bei der Umstellung auf 2D-Codes erzielt? Welche Pilotprojekte und Initiativen sind im Gange?

Der Einzelhandel hat weltweit 2D-Barcodes (QR-Codes oder Data Matrix) mit GS1 Digital Link URI erprobt und eingeführt. Das volumenmäßig größte Projekt findet in der chinesischen Provinz Zhejiang statt, wo über 67.000 Unternehmen QR-Codes (GS1 Digital Link URI) implementieren, über 5.000 Geschäfte 2D-Barcodes scannen und ebenfalls etwa 200 Millionen Verbraucher mit ihren Smartphones die 2D-Barcodes scannen.

Alle großen Hersteller von Kassenscannern haben sich mit GS1 zusammengetan, um Lösungen zur Unterstützung von 2D-Barcodes bei der Migration in den Einzelhandel zu entwickeln und zu testen. Darüber hinaus haben viele Anbieter von Kennzeichnungslösungen Muster zur Unterstützung der Scanner-Labortests an der Universität von Memphis zur Verfügung gestellt. GS1 hat auch eine Software-Bibliothek entwickelt, die die Lösungsanbieter ihren Druckern und Scannern hinzufügen können, um bei der Konvertierung zwischen den GS1-Syntaxen zu helfen und sicherzustellen, dass die Syntaxen richtig strukturiert sind. Diese Lösungen werden weltweit in Pilotprojekten und bei der Realisierung eingesetzt.

Welche Anwendungsfälle werden QR-Codes und Data-Matrix-Codes mit dem neuen GS1 Digital Link-Standard erschließen?

Zu den wichtigsten Möglichkeiten für 2D-Anwendungsfälle gehören unter anderem:

  • Detaillierte Bestandsverwaltung: Artikel können nach ihrem Verfallsdatum verwaltet werden, um Frische zu gewährleisten und Abfall zu reduzieren. Hierzu ein Beispiel: Durch das Hinzufügen und Erfassen des Verfallsdatums in einem 2D-Barcode kann der Einzelhändler nun die Frische aller verderblichen Produkte (z. B. Gemüse, Fertiggerichte, Fleisch, usw.) von der Ankunft im Geschäft bis zum Verkauf an der Kasse verfolgen. Diese Funktion ermöglicht automatische Preisabschläge auf der Grundlage der Produktfrische, entlastet das Verkaufspersonal, damit es sich auf die Kunden konzentrieren kann, anstatt die Verfallsdaten in den Regalen zu überprüfen, erfasst abgelaufene Produkte am Verkaufsort (Verbrauchersicherheit) und vieles mehr. Kombinieren Sie mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum einen automatischen Preisnachlass, so könnte sich die Kaufgewohnheit der Verbraucher dahingehend ändern, dass sie nach dem am weitesten entfernten Verfallsdatum greifen. Wenn Sie einen Preisnachlass auf Produkte anbieten, die kurz vor dem Verfallsdatum stehen, könnte der Verbraucher womöglich die Kostenersparnis nutzen, was zu weniger Lebensmittelverschwendung und zu mehr Nachhaltigkeit führt.
  • Nachhaltigkeit: Recycling-Informationen und Abfallvermeidung.
  • Rückverfolgbarkeit: Informationen über die Herkunft der Zutaten. Ein Einzelhändler könnte den 2D-Strichcode beispielsweise nutzen, um seine Kunden über den Lachs zu informieren, den sie gerade kaufen wollen. Der Käufer scannt den 2D-Strichcode mit der App des Einzelhändlers, und die App liefert eine Fülle von Online-Informationen: Wo und wie der Lachs gefangen wurde, wo der Fisch verarbeitet wurde, das Mindesthaltbarkeitsdatum des Lachses sowie empfohlene Rezepte und Weinkombinationen.
  • Einbeziehung der Verbraucher: Verbraucher können Verpackungen mit ihren Smartphones scannen, um eine Gebrauchsanweisung herunterzuladen oder ein Anleitungsvideo abzurufen, Allergieinformationen einzusehen und vieles mehr.
  • Sicherheit: Besseres Rückrufmanagement, z. B. nur nach der betroffenen Charge.
  • Optimierte Verpackung: Reduzierung der Anzahl von Barcodes auf einer Verpackung, wodurch mehr Platz auf der Verpackung frei wird und weniger Verwirrung bei Händlern und Verbrauchern entsteht.

Smartphone und Kassenscanner scannen den gleichen 2D-Barcode auf einem Glas Nudelsauce

Welche Trends zeigen sich in Bezug auf Bedruckung und Kennzeichnung, die den Übergang zu 2D-Barcodes und GS1 Digital Link erleichtern werden?

Die Druck- und Kennzeichnungslösung ist sehr stark von der Anwendung abhängig. Die meisten Hersteller von Konsumgütern benötigen vielleicht nur ihren Domainnamen und ihre Global Trade Item Number (GTIN) in einem 2D-Barcode und können ihn daher vor der Produktion in ihre Verpackungsvorlage einfügen.

Andere Markenhersteller möchten vielleicht zusätzlich zu ihrem Domainnamen und ihrer GTIN noch detailliertere Daten wie Charge/Los, Herstellungsdatum und Seriennummern integrieren. Diese so genannten dynamischen Daten werden in der Regel an der Produktionslinie gedruckt. Heute können diese Daten bereits als Text gedruckt werden, aber das Hinzufügen der Daten in einen 2D-Barcode eröffnet neue Möglichkeiten für die Marke und den Verbraucher. Zunächst wird ein Hersteller mit seinem Anbieter von Kennzeichnungsequipment zusammenarbeiten, um festzustellen, ob die derzeitige Drucktechnologie und die Produkthandhabung auf der Produktionslinie für die Aufgabe geeignet sind oder ob Änderungen vorgenommen werden müssen.

Das Drucken von 2D-Barcodes auf Hochgeschwindigkeits-Produktionslinien und auf gekrümmten Oberflächen hat die Kennzeichnungsbranche vor Herausforderungen gestellt. Mehrere Lösungsanbieter haben inzwischen Lösungen für ihr bestehendes Portfolio entwickelt oder neue Technologien bereitgestellt, die den Anforderungen an die hohen Liniengeschwindigkeiten gerecht werden. Der 2D-Barcode lässt aufgrund seiner Größe und Matrixstruktur auch alternative Drucktechnologien zu. Neben Etiketten- und Thermotransfer-Foliendruckern können nun auch Lösungen wie Laser- und Thermotintenstrahldrucker und andere eine praktikable Beschriftungsalternative darstellen. Bevor Hersteller mit dem Druck von 2D-Barcodes beginnen, sollten sie sich mit ihrem Anbieter von Markier- und Kennzeichnungslösungen, der lokalen GS1-Organisation und dem Einzelhandel beraten. Zusammenarbeit ist der Schlüssel zu jeder Veränderung und ist seit 50 Jahren Teil der GS1-DNA.

Beginnen Sie noch heute

Wenn Sie sich fragen, ob Ihre Kennzeichnungssysteme für die neue Welt der 2D-Barcodes bereit sind, kontaktieren Sie uns unter info@matthews.de oder +49 8052 9511 0 für eine kostenlose Beratung.